Tierrecht und Tierwohl stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Bianka Werchan. Die gelernte Tierpflegerin hat mit Wölfen gearbeitet, eine Auffang- und Rettungsstation auf Gran Canaria betrieben und berät heute unter anderem Menschen bei der Anschaffung eines Hundes. Weitere Informationen zu ihrer Arbeit gibt es unter www.biankashunde.de.
Dein Leben ist bestimmt von Tieren und insbesondere Hunden. Was macht Dir Freude?
Am meisten Freude macht mir, wenn ich Hunde glücklich sehe und erleben darf, wenn ich Hunde sehe, die zufrieden sind, wenn ich einfach Hunde um mich herum habe, die fröhlich miteinander spielen und super miteinander klarkommen oder auch Hunde, die nur einzeln leben können, aber dabei eine gewisse Freude empfinden können und fröhlich ihr Leben genießen dürfen. Mir macht Freude, wenn ich sehe, wie den Menschen in meinem Gassi-Service ein Lächeln ins Gesicht gezaubert wird, wenn sie ihre Hunde fröhlich auf mich zulaufen sehen. Mir macht Freude, wenn Kinder ganz entspannt und unvoreingenommen auf die Hunde zugehen können und keine Angst haben. Mir macht Freude, wenn ein Hund einfach Hund sein darf.
Die größte Freude von allen ist natürlich, wenn ich meine Gassigeh-Hunde abhole und die sich tierisch freuen, weil sie mein Auto schon hören und wissen, jetzt kommt die Gassi-Tante und es geht los. Auch, wenn ich mal schimpfen muss, Hunde nehmen es einem nicht übel, die sind nicht nachtragend, sondern so unglaublich liebevolle Wesen auf dieser Erde, die uns gegeben wurden, damit der Mensch gesunden kann. Ich finde, viel mehr Menschen müssten viel mehr sich um das Wohlergehen von Tieren bemühen, das würde die Menschheit gesund machen.
Mir macht Freude, wenn ich sehe, dass es den Tieren guttut, was ich tue und dass ich helfen kann und das Leben eines Tieres verbessert werden kann. Ich kann nicht allen helfen, aber jeder einzelne zählt und das macht die Welt ein Stückchen besser. Dieses Wissen, dass ich für diese Vierbeiner etwas Gutes bewirken kann, macht mir Freude.
Mir macht Freude zu sehen, wie gar nicht so weit entfernt uns die Tiere sind und uns einen Spiegel vorhalten und wenn jemand diesen Spiegel versteht und sein Verhalten ein Stück in eine bessere Richtung ändert. Mir macht Freude, wie Tiere uns helfen und mit Leidenschaft sinnvolle Aufgaben erfüllen und fröhlich und gerne ihren Job machen, wenn sie ordentlich dorthin geführt werden. Mir macht Freude, wenn ich ohne Komplikation einfach frei mit den Hunden unterwegs sein und sie beobachten darf, wenn sie meine Hand lecken und sich auf dem Sofa ankuscheln, wenn sie mich zuhause begrüßen und ich ihnen in die Augen schaue mit dem Wissen, alles ist richtig so.
Welche Erlebnisse oder Erfahrungen haben Dich am meisten geprägt?
Ich glaube, ich bin schon so auf die Welt gekommen. Als ich noch ein kleines Kind war, kam die kleine Cocker-Hündin Anja zu uns und das war mein absolutes Lebenselixier, meine Freundin, mein Spielkamerad, einfach das Tollste, was ich damals hatte. Und dann wurde meine Mutter noch einmal schwanger, als ich sieben Jahre alt war und Anja wurde weggegeben, weil der Arzt meinte, sonst bekäme mein Bruder eine Krankheit wie Asthma. Meine Eltern wussten es nicht besser und haben meine Hündin weggegeben. Das war die Hölle und sehr prägend. Dieses Erlebnis werde ich meinen Eltern, meinem Bruder und den Ärzten wohl nie verzeihen. Ich trage es ihnen nicht nach, aber es ist ganz tief verwurzelt. Seitdem habe ich ständig die Nähe zu Hunden gesucht und jede Gelegenheit genutzt, um im Kontakt mit Hunden zu sein. Ich saß mal bei einer Hündin, die Welpen hatte, mit allen zusammen im Zwinger und meine Eltern kamen nicht an mich heran.
Ich wusste wahrscheinlich schon ganz früh in meinem Leben unbewusst, dass Hunde meine Familie sind. Später auf Gran Canaria habe ich gesehen, was da los war und habe angefangen Hunde zu retten. Die Angst in den Augen der traumatisierten Hunde und später dann das zunehmende Vertrauen haben mich darin bestärkt, dass ich das kann und dass das meine Arbeit ist. Dazu kam dann das große Verlangen, Wölfe kennenzulernen und konnte mir den Traum im Wolfcenterin Ernstbrunn erfüllen. Ich habe dort Foto-Kurse gegeben und ganz viel Zeit in den Wolfgehegen verbracht, das hat mir sehr viel an Kraft gegeben und meinen Blick auf die Hunde verändert.
Was bedeutet für Dich einem (Tierschutz-)Hund gerecht zu werden?
Das ist schwierig zu beantworten, weil jeder Hund anders ist. In erster Linie geht es darum, ihm Vertrauen zu geben und Wärme, Liebe, Zuneigung, Sicherheit. Damit der Hund das Gefühl bekommt, hier bin ich sicher, hier darf ich Hund sein, hier passiert mir nichts. Das ist bei jedem Hund so, egal ob aus dem Tierschutz oder nicht, ob Welpe oder erwachsener Hund. Der Hund muss ein Rudel-Gefühl bekommen in der Familie, weil er ja aus seinem ursprünglichen Rudel weggerissen wird oder es noch nie erleben durfte.
Ein Hund braucht einfühlsame Menschen, die versuchen ihn zu verstehen, gleichzeitig eine klare Erziehung mit Grenzen. Einem Hund gerecht zu werden bedeutet ihm jederzeit Aufmerksamkeit, Respekt und sehr viel Zuneigung und Wärme zu schenken, aber eben auch einen klaren Rahmen zu setzen. Ich halte auch ein gutes Futter für sehr wichtig.
Als Halter sollte man auf eine gute und artgerechte Ernährung achten, das halte ich für immens wichtig. Nicht durch Zufall gibt es immer mehr Allergien und sonstige Krankheiten, die sich – wie bei uns Menschen – verhindern lassen können. Es gibt auch Hunde, die durch ein Handicap oder eine Erkrankung mehr finanzielle Mittel brauchen für Therapien usw. Aber als Grundlage in einem Satz: eine artgerechte Ernährung, eine artgerechte Erziehung und ein artgerechtes Leben.
Wie helfen Dir Deine Erfahrungen mit Wölfen?
Sie helfen mir, die Hunde besser zu verstehen und Situationen besser einschätzen, beurteilen und regeln zu können. Simple Dinge, die Hunde uns Menschen oder untereinander vermitteln wollen, als etwas Normales anzusehen, denn in der Natur ist es so. Das hat mir ein viel breiteres und vielseitigeres Verständnis in Hunde-Hunde oder Hunde-Mensch-Begegnungen geschenkt.
Was ist für Dich das Wichtigste im Umgang mit Hunden?
Ich bei meinem Beruf muss sehr fit sein und ich muss wach sein, aufmerksam und eine unglaublich hohe Konzentration an den Tag legen, um gut reagieren zu können auch in kritischen Momenten. Denn auch Spiele können kippen. Außerdem muss ich gut planen können, damit es keine Chaos-Gruppen gibt. Das ist aber alles kein negativer Stress, sondern positiver Stress. Ich muss zudem besonnen sein, sonst turnen mir die Hunde auf der Nase herum.
An die angehende Tierkommunikatorin die Frage: Welche Botschaften verstehen wir bei Hunden oft nicht?
Hahaha, eine sehr häufige Botschaft ist: Ach Mensch, ich gebe mir so eine Mühe und Du verstehst es nicht! Und das ist sehr breit gefächert. Ich persönlich habe oft erlebt, dass Hunde förmlich darum gefleht haben, bitte mach das nicht oder mach es anders. Die große Kernbotschaft ist: Du verstehst mich nicht. Das reicht bis hin zu sterbenden und verstorbenen Tieren, die dadurch unnötig leiden. Wenn jemand hierzu mehr wissen will, findet sehr viele Informationen im Internet. Es gibt auch tolle Bücher dazu.
Was können wir alle für mehr Hundewohl tun?
Ganz oben stehen hier Verständnis, Liebe, Respekt den Tieren gegenüber – dann hat man schon einiges getan.
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