Aufnehmen heißt Annehmen
Bei jeder Aktualisierung der Tierheim-Websites auf „Reserviert“ oder „Vermittelt“ oder einem neuen Beitrag in der Rubrik „Happy End“ jubele ich innerlich oder auch laut – vielleicht kennen Sie das. Die Fotos und Texte dazu zeigen eine von Glück und Seligkeit geprägte Momentaufnahme nach einer stets individuellen Begegnungsgeschichte. Diese ist immens wichtig, um bei Schwierigkeiten nicht gleich aufzugeben. Leider kommt auch das vor und das aufgenommene Tier landet (wieder) im Tierheim.
In einigen Büchern steht der Grund: Weil Menschen oft mit (falschen) Vorstellungen, Erwartungen, Bewertungen, Interpretationen und zu wenig Wissen von Hunden an sich und im Speziellen herangehen.
Die Hundetrainerin und Autorin Sigrid Petra Busch gibt auch noch einen schönen Tipp für die Grundhaltung gegenüber dem neuen Rudelmitglied: „Seien Sie auf alles vorbereitet und erwarten Sie nichts. Machen Sie sich leer – und lassen Sie die Erfahrungen mit Ihren früheren Hunden los, vergleichen Sie Ihren Hund nicht mit den vorhergehenden. Entdecken Sie mit ihm gemeinsam sein wahres Potenzial.“ Weiterhin hat sie zwei "magische Zeiträume" ausgemacht, die im Beziehungsaufbau von Mensch und Hund entscheidend sind: 14 Tage und 3 Monate. Mehr dazu finden Sie bei Buchtipps.
Für Liebe als Bonus und Zugabe, nicht als Hauptmotivation für eine Adoption sprechen sich die beiden Autorinnen und Hundekennerinnen Katharina von der Leyen und Inga Böhm-Leithmeier aus. In ihrem Ratgeber "Die zweite Chance - Hunde mit Vergangenheit" (siehe Buchtipps & Co) finden Menschen, die mit dem Gedanken einer Adoption eines Tierschutzhundes spielen, ausführliche Informationen rund um die Aufnahme eines Second-Hand-Hundes, Fragen zur ehrlichen Selbsteinschätzung und Hinführung an das passende "Exemplar", Checklisten, Grundlagentraining und vieles mehr.
In der Regel schauen sich Vertreter der Tierschutzorganisation vorab das Lebensumfeld an und führen einen Orts-Check durch. Ob Wohnung oder Haus mit Garten ist zum Beispiel oftmals nicht das zentrale Problem, sondern die Tatsache, dass der Hund mit seinen Bedürfnissen, Ressourcen und Eigenschaften nicht gesehen und damit nicht adäquat behandelt wird.
Fragen, die Sie sich stellen sollten, sind:
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Was ist mein Hauptmotiv bzw. meine Motivation?
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Passt ein Hund in mein Leben und meinen Alltag?
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Habe ich genug Zeit, Geld, Raum und ggfs. Unterstützer im Umfeld?
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Gibt es einen Plan B, falls mir etwas passiert?
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Welche Art von Hund passt ganz rational zu mir hinsichtlich Eigenschaften/Charakter, vorhandenen Alltagskompetenzen, Familientauglichkeit, Aussehen, Größe, Gesundheitszustand?
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Ist medizinische Versorgung durch Tierarzt, Tierheilpraktiker o.ä. gesichert?
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Wie sieht es mit einem geeigneten, bedarfs- und zielorientierten Hundetraining in der Nähe aus?
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Wie viel Mühe und Anstrengung bin ich bereit für die Erziehung und Entwicklung des Hundes zu investieren?
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Ist mein Alltag klar strukturiert oder eher von sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern gezeichnet?
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Weiß ich genug über die Bedürfnisse von Hunden aus dem Tierschutz oder Ausland?
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Bin ich bereit, meine bisherige Ordnung (in der Wohnung und im "Kopf") und den Tagesablauf für den neuen Hund aufzugeben oder umzugestalten?
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Welche Kosten kommen auf mich zu (Ausstattung, Futter, Schutzgebühr, Tierarzt, Haftpflichtversicherung, Hundesteuer ...)?